Endurance Data verstehen
Jakob Ohlsen Veröffentlicht: 13. Dezember 2017
Da einige Besucher von Endurance Data mich gefragt haben, wie man den Graph auf der Ergebnis-Seite eines einzelnen Athleten verstehen kann, möchte ich versuchen, diese Art der Renn-Visualisierung zu erklären. Nehmen wir den Ironman Hawaii 2017 als ein Beispiel, um den Graph zu betrachten, zu verstehen, wie er erstellt wird und welche Informationen er bietet.
Beispiel: Ironman Hawaii 2017
Zunächst möchte ich anmerken, dass der Graph keine Informationen darüber gibt, wie schnell ein Athlet an einem bestimmten Punkt im Rennen war. Der Graph vergleicht die Leistungen verschiedener Athleten miteinander, es kann also immer nur der Geschwindigkeitsunterschied aus den Graphen abgelesen werden. Um auf unser Beispiel zu sprechen zu kommen: Wenn wir nur die Graphen von Patrick Lange und David McNamee betrachten würden, so kann man schnell sehen, dass beide Athleten die Radstrecke mit einer ähnlichen Geschwindigkeit absolviert haben. Es kann durchaus sein, dass beide Athleten einige Abschnitte der Strecke schneller gefahren sind, als andere. Betrachtet man nun die anderen Athleten, so zeigt uns diese Art der Visualisierung, dass diese Athleten deutlich schneller Rad gefahren sind.
Aber starten wir mit dem Aufbau dieser Darstellungsweise. Die Graphen zeigen wie sich der zeitliche Abstand zu einem bestimmten Athleten (im Beispiel Patrick Lange) im Verlauf des Rennens entwickelt. Lange hat zu sich selbst keine Zeitdifferenz und wird daher als gerade Linie dargestellt. Ist der Graph eines Athleten über der Linie des Vergleichs-Athleten, so befindet sich der Athlet an dieser Stelle des Rennens vor dem Vergleichs-Athleten. Die Visualisierung ist dabei abhängig von der Anzahl der Zeitnahmen auf der Strecke. Je häufiger die Zwischenzeiten genommen werden, desto genauer lässt sich der Rennverlauf mit dieser Darstellungsweise nachempfinden.
Zurück zum Beispiel: Da Lange schneller geschwommen ist, als Kienle, befindet sich der Graph des deutschen Überbikers nach dem Schwimmen zunächst unter dem von Lange. Sanders, der eine ähnliche Schwimmzeit wie Kienle hatte, startete zusammen mit diesem die Aufholjagt auf dem Rad. Nach etwa 70 km überholten sie Lange. James Cunnama schloss sich den beiden an und konnte weitere 50 km in ihrer Nähe bleiben. An diesem Punkt, nach gut 120 km entschloss sich Sanders, die Lücke zu Kienle zu schließen (später behauptete er, dass ihn diese Entscheidung Möglicherweise den Sieg gekostet hat). Beim zweiten Wechsel lagen Kienle und Sanders mehr als neun Minuten vor Lange, der seinen Rekord-Marathon zusammen mit David McNamee startete. Auf den ersten 8 km des Marathons konnte Sanders seinen Vorsprung gegenüber Lange sogar um einige Sekunden ausbauen, doch dann musste er seiner Radattacke und eventuell auch dem schnellen Marathonstart Tribut zollen. Nach etwa 38 km hatte Lange Sanderes eingeholt. Dieser konnte dem enormen Tempo des Deutschen nicht folgen und wurde zweiter. Lange siegte mit einem neuen Streckenrekord von 8:01:40 ins Ziel.
Ich hoffe, dass dieser Text dabei hilft den Graphen etwas besser zu verstehen. Wenn weitere Fragen auftauchen oder wenn Dir Verbesserungsvorschläge zu den Graphen, Statistiken oder der Website im Allgemeinen einfallen kontaktiere mich gerne.